Arster Landesliga-Handballerinnen beschenken Trainer Malte Rogoll mit 40:23-Sieg beim HC Bremen

Bremen. Unmittelbar nach der Schlusssirene sank Malte Rogoll in der Halle am Jakobsweg in die Knie. Für ein paar Sekunden hielt er sich die Hände vor das Gesicht, dann atmete er tief durch und erhob sich wieder. „Wenn unser Motor einmal ins Laufen kommt“, sinnierte er einigermaßen überwältigt, „dann sind wir einfach nicht zu halten.“ Damit war aus Sicht des Trainers der Handballerinnen vom TuS Komet Arsten im Grunde genommen alles zum Spiel in der Handball-Landesliga Nord beim HC Bremen gesagt. Mit 40:23 (17:11) überrollten seine Spielerinnen die eigentlich für ihre Heimstärke bekannten Gastgeberinnen des HC Bremen und zeigten sich gut erholt von der bitteren 30:33-Niederlage beim Elsflether TB am Spieltag zuvor. „Dieses Spiel werde ich den Mädels jetzt immer vor Augen halten, wenn jemand abzuheben droht“, erklärte Rogoll noch schnell, ehe ihn seine Spielerinnen lautstark zu seinem 32. Geburtstag beglückwünschten.

Nur wenige Tage zuvor war Rogoll noch betrübt gewesen. „In Elsfleth hat jede nur für sich, aber nicht als Team gespielt“, resümierte er, „das haben die Mädels heute viel besser gemacht.“ Abgesehen von der ersten Viertelstunde hatten die Gäste um ihre beste Werferin Lorencia Evers (neun Tore) das Spiel fest im Griff. Auch die zehnminütige Spielunterbrechung aufgrund einer technischen Störung am Tisch der Zeitnehmerinnen gegen Mitte der ersten Hälfte schien die wie aufgedreht aufspielenden Arsterinnen nicht aus dem Tritt zu bringen.

„Eigentlich hat heute alles geklappt, was wir uns vorgenommen hatten“, freute sich der TuS-Trainer. „Wir haben hinten den Laden dichtgehalten und vorne unsere Chancen konsequent genutzt.“ War Rogoll nach der Pleite beim aktuellen Spitzenreiter der Liga noch tief geknickt, freute er an seinem Ehrentag über die gelungene Wiedergutmachung. „Das ist das schönste Geschenk, das sie mir machen konnten“, bedankte sich Rogoll bei seinen Spielerinnen für deren Gala-Auftritt.

Auf der Gegenseite haderte Spielertrainerin Andrea Wiegandt dagegen mit der Einstellung ihrer Spielerinnen. „Wenn wir so weiter spielen, können wir die Platte auch gleich verlassen“, brüllte sie während einer Auszeit kurz nach Beginn der zweiten Halbzeit. Immer wieder unterliefen den Gastgeberinnen technische Fehler, im Angriff des HC Bremen steckte ebenso der Wurm drin, wie auch in der Abwehr so gut wie nichts funktionierte. Arsten spielte den Ball geduldig um den Kreis herum und riss wiederholt Lücken in den Defensivverbund der Gastgeberinnen. HC-Torfrau Berit Rathjen stand häufig allein auf weiter Flur, während sie eine ordentliche Leistung ablieferte, hatten ihre Mitspielerinnen einen gebrauchten Tag erwischt.

Bereits zur Halbzeit lagen die Gäste deutlich in Front, mit Beginn der zweiten 30 Minuten trug sich bei ihnen nahezu jede Spielerin in die Torschützenliste ein. „So ein Derby wird im Kopf entschieden“, hatte Andrea Wiegandt noch kurz vor Spielbeginn betont. Ihre Mannschaft schien über weite Strecken verunsichert, „obwohl sie in eigener Halle in der Regel eigentlich im Vorteil sind“, wie Malte Rogoll seinen  Spielerinnen vor dem Anwurf noch mit auf den Weg gegeben hatte.

Während seine Mannschaft die Halle in dieser Partie jedoch zunehmend zu ihrer machte, lief beim HC Bremen im weiteren Spielverlauf überhaupt nichts mehr zusammen. Immer wieder verloren die Spielerinnen  bei eigenen Angriffsversuchen den Ball, über schnell vorgetragene Tempogegenstöße nutze Arsten diese Fehler zu einfachen Toren und setzte sich ab. „Diesen Schwung müssen wir jetzt mit ins nächste Spiel nehmen“, resümierte Malte Rogoll mit Blick auf das schwere Heimspiel gegen die HSG Bützfleth/Drochtersen (15. Oktober, 15 Uhr).

Für Andrea Wiegandt und ihren HC Bremen stehe nach der bitteren Heimniederlage zunächst das Wunden lecken auf dem Programm, erläuterte sie, „und dann wird der Fokus mit voller Konzentration auf Bremervörde gelegt“. Dort soll dann die Scharte wieder ausgewetzt und neues Selbstvertrauen getankt werden, kündigte Wiegandt an. „Unsere Stärke ist eigentlich die Homogenität innerhalb der Mannschaft“, zeigte sich die HC-Trainerin auch lange nach Spielende selbst völlig überrascht von dem emotionslosen und in weiten Teilen auch überhasteten Auftritt ihres Teams. Nun sollen die Spielerinnen beim Kellerkind der Liga (Dienstag, 18. Oktober, 19.30 Uhr) wieder zurück in die Erfolgsspur finden.

HC Bremen: Rathjen; Becker, Kaper, Tebje, C. Meyer (1/1), Ahlers (1), Repty (2), Giese (3), Segieth (3), Schultz (3), Wessels (5/1), Wiegandt (5)

TuS Komet Arsten: Rieger, Willig; Brockhoff, Abbes (1), L. Lampe (1), Zurkuhle (1), A. Lampe (2), Hübner (2), Meierhöfer (3), Gatzka (4/1), N. Meinke 4/3), J. Meyer (6), M. Meinke (7), Evers (9)

Geschrieben von Christian Markwort, veröffentlicht im Weser Kurier am 13.10.2022.