Anlässlich seines Jubiläums blickt der TuS Komet Arsten stolz zurück und besorgt nach vorne

Bremen. Der TuS Komet Arsten hat Geburtstag. Er wird 125 – ein Jubiläum, das gefeiert werden will. Und eigentlich auch soll. Doch Corona hat zur Absage des für diesen Sonnabend geplanten Festakts geführt. Die Planungen waren weit gediehen, Bürgermeister Andreas Bovenschulte hatte seinen Besuch zugesagt. „Wir haben lange auf das Prinzip Hoffnung gesetzt“, sagt der Vereinsvorsitzende Andreas Vroom, „wir haben leidenschaftlich diskutiert – und die Feier dann doch schweren Herzens abgesagt.“

Das Festkomitee hatte akribisch gearbeitet, die Festschrift auf Hochglanzpapier ist gerade erschienen, doch nun heißt es abwarten und weiter hoffen. „Der Festakt ist noch nicht abgeschrieben“, sagt Vroom. Er lobt seine engagierten Helfer im Verein, doch Jubiläumsstimmung sei zuletzt nicht zu spüren gewesen. „Sie war getrübt von Entbehrungen“, sagt der 53-Jährige. Sporttreiben und gesellschaftliches Leben waren stark eingeschränkt, Besprechungen in größerem Kreis und von Angesicht zu Angesicht unmöglich. Zoom-Konferenzen im Internet waren das Mittel der Kommunikation.

Und doch blickt der Verein stolz auf seine nunmehr 125-jährige Geschichte zurück. Der TuS Arsten wäre erst 121 geworden, aber der VfB Komet – der Verein, mit dem der TuS Arsten 2006 zusammenschmolz – war bereits 1896, also vier Jahre früher als der Ortsnachbar, gegründet worden. Heute können sich die Mitglieder des breit aufgestellten Vereins Angebote aus 18 Sportarten heraussuchen, dazu kommt eine Vielzahl an Gesundheitskursen. Aber so richtig gesund sei der Verein derzeit nicht, wie Andreas Vroom sagt. Corona habe zu einem Mitgliederrückgang von etwa 15 Prozent auf jetzt weniger als 2000 geführt. Das führt zu Mindereinnahmen bei weiterhin gleichbleibenden Kosten vor allem für die Sportanlagen und die Mitarbeiter des Klubs – eine unglückliche Konstellation.

Ein Blick in die Annalen des TuS Komet Arsten verdeutlicht, dass der Verein neben dem Breitensport auch etliche nationale Topathleten hervorgebracht hat. So rühmte sich der VfB Komet damit, dass er mit Heinz Warnken 1935 den ersten deutschen Fußballnationalspieler aus Bremen stellte. 1936 nahmen zwei namentlich nicht mehr bekannte Turner des TuS Arsten und mit Dora Ratjen eine Hochspringerin des VfB Komet an den Olympischen Spielen in Berlin teil. Nach dem Zusammenschluss beider Vereine stellte der TuS Komet Arsten mit der Hürdensprinterin Carolin Nytra und mit der 400-Meter-Läuferin Jonna Tilgner in der Leichtathletik zwei deutsche Olympia-Starterinnen in Peking. Als der Weitspringer Sebastian Bayer am 8. März 2009 mit 8,71 Metern den bis heute gültigen Halleneuroparekord aufstellte, mit dem er zugleich kontinentaler Meister wurde, war er ebenfalls Mitglied des TuS Komet Arsten.

Andreas Vroom sieht derartige sportliche Topleistungen als Vereinsvorsitzender mit gemischten Gefühlen. Auch wenn sie als Glanzlichter in der Vereinschronik auftauchen, weiß Vroom, dass sie für die Gegenwart keinen Mehrwert haben. „Alte Erfolge interessieren heute nicht mehr“, sagt er und betont mit Blick auf die schwierige finanzielle Lage des Klubs: „Wir können uns keine Spitzensportler leisten.“

Dass Spitzensport auch auf nationaler Ebene in Arsten immer noch möglich ist, beweisen einige jugendliche Beachhandballerinnen und Leichtathleten des Vereins. Andreas Vroom freut sich darüber, unterstreicht aber: „Solche Erfolge sind nur möglich aufgrund des hohen ehrenamtlichen Engagements von Eltern, Übungsleitern und der Aktiven selbst.“ Soll heißen: Kein noch so guter Sportler kann in Arsten Geld verdienen, sondern er oder sie muss sogar noch Geld mitbringen, um die Kosten des Leistungssports zu decken. Grundsätzlich lobt Andreas Vroom in diesem Zusammenhang seine Übungsleiter. „Sie sind das Herzstück eines Vereins. Wenn sie nur auf- und abschließen, wächst in einer Gruppe kein Zusammenhalt.“ In diesem Punkt seien aber auch die Mitglieder gefordert. „Wir versuchen, die Vereinsgemeinschaft aufrechtzuerhalten, aber zum Gelingen muss letztlich jeder Einzelne seinen Teil beitragen.“

Dass auch nach mehr als 100 Jahren des Vereinsbestehens der Wunsch nach Geselligkeit besteht, macht Vroom nicht nur mit Blick auf die schwierige Corona-Wirklichkeit deutlich. Das Miteinander auch außerhalb des Sportgeschehens und das Zusammensitzen nach dem Training fehlten gegenwärtig vielen Mitgliedern, sagt der Vorsitzende. Dass Tradition in seinem Verein kein leeres Wort ist, weiß er aber auch. Deshalb pflege der TuS Komet Arsten seine großen Vereinsveranstaltungen wie den Arster Karneval oder das Laternenfest sehr. „Auch diese Feiern erleben Aufs und Abs“, sagt Vroom, „aber sie haben eine große Sogwirkung in den Stadtteil hinein.“

So lässt sich Andreas Vroom an der Spitze des TuS Komet Arsten nicht entmutigen, 125 bewegten Jahren weitere schöne folgen zu lassen. Die Corona-Zeichen stehen nicht schlecht, dass das Vereinsleben bald wieder hochgefahren und das Jubiläum vielleicht doch noch gebührend gefeiert werden ­können.

Geschrieben von Jörg Niemeyer, veröffentlicht im Weser Kurier am 28.05.2021.