Handball-Verband entscheidet über Fortsetzung oder Pause in den oberen Spielklassen
Bremen. Der Gesprächsbedarf war unter den höherklassigen Mannschaften groß: Über 100 Vertreter der Oberligen (Männer und Frauen) und Verbandsligen hatten am Montag am Online-Meinungsaustausch des Handballverbandes Niedersachsen (HVN) teilgenommen. Eine Viertelstunde später schalteten sich bei der nächsten Gesprächsrunde über 150 Teilnehmer aus den Landesligen und teilweise der Landesklasse ein. Alles drehte sich um die eine zentrale Frage: Soll der Punktspielbetrieb in der Corona-Pandemie unter der 2G-Plus-Regelung fortgesetzt oder unterbrochen werden? Anschließend hatten die betroffenen Clubs 48 Stunden Zeit, um in einem Online-Fragebogen für die eine oder andere Variante zu votieren. Eine Entscheidung wird an diesem Donnerstag fallen, mit Spannung wird dann die Auswertung des HVN, der im Spielbetrieb zusammen mit dem Bremer Handballverband (BHV) kooperiert, erwartet.
„Die Ergebnisse werden je Spielklasse ausgewertet, wobei die überwiegende Mehrheit der Antworten über die Fortsetzung oder die Pause in jeder Spielklasse entscheidet“, klärt Jens Schoof, Vizepräsident Spieltechnik im BHV und im HVN, auf. Es kann also zum Beispiel sein, dass die Oberliga der Männer eine Pause einlegt und die der Frauen weiterspielt. Betroffen sind davon aus Bremen verschiedene Mannschaften des HC Bremen, SG Findorff, ATSV Habenhausen, TuS Komet Arsten, SV Grambke-Oslebshausen, SG Bremen-Ost, TS Woltmershausen und der SG Buntentor/Neustadt.
Die Eile ist bei der aktuellen Entwicklung der Pandemie durchaus geboten, da in Niedersachsen seit dem 1. Dezember vielerorts die Warnstufe 2 gilt. Wer dort trainieren oder spielen will, der muss nicht nur geimpft oder genesen sein, sondern vorab einen negativen Coronatest vorweisen. Das gilt auch für die Bremer Teams, wenn sie in diesen Regionen zu ihren Punktspielen antreten. In Bremen selbst gilt nach dem derzeitigen Stand selbst in der Warnstufe 3 im Sport noch die 2G-Regel.
Jens Schoof berichtet von der ersten guten Erfahrung im Kreis Friesland, in dem das jüngste Heimspiel des Männer-Oberligisten SG VTB/Altjührden unter 2G-Plus-Bedingungen stattfand. Sogar rund 220 Zuschauer hätten in der Halle zugeschaut, denen der Besuch des Spiels mit der Möglichkeit eines kostenlosen Bürgertests in unmittelbarer Nähe der Halle maximal erleichtert wurde. Andere Vereine wiesen auf Testprobleme im ländlichen Raum, zusätzliche Kosten und möglichen Hallenschließungen durch die Gemeinden hin.
„Wir sind alle geimpft, würden uns natürlich zusätzlich testen lassen und notfalls auch ohne Zuschauer spielen“, erklärt Corinna Wannmacher, Trainerin des Frauen-Oberligisten SG Findorff. Malte Rogoll und sein Landesliga-Frauenteam vom TuS Komet Arsten möchten unter den verschärften Bedingungen am liebsten ebenfalls gerne weiterspielen. „Dafür haben wir uns alle impfen lassen, ich sehe den Sport nicht als Hauptauslöser der Pandemie an.“ Die Landesliga-Männer der SG Bremen-Ost sind derweil schon auf die 2G-plus-Regelung vorbereitet: „Unser Sportlicher Leiter hat mit einer örtlichen Apotheke abgesprochen, dass unsere Spieler dort vor dem Spiel allesamt getestet werden können“, verrät der SGBO-Trainer Thomas Panitz. Auch Marten Franke, Spielertrainer des Männer-Oberligisten HC Bremen, hätte mit seinem Team „eine Riesenlust, die Saison durchzuspielen. Es ist aber schwierig, wenn in der Gesellschaft über Kontaktreduzierung gesprochen wird und wir im Amateursport so weiter machen wie bisher“, gibt er zu bedenken.
Diese vier vom STADTTEIL-KURIER kontaktierten Trainer haben freilich Verständnis dafür, wenn sich die überwiegende Mehrheit der Clubs für eine vorübergehende Spielpause entscheidet. „Es gibt aber einen Knacks, wenn wir nicht weiter trainieren könnten“, meint Malte Rogoll. „Wir brauchen ein Ziel, auf das wir hinarbeiten können. Noch einen Abbruch überlebt der Handballsport nicht“, ergänzt Corinna Wannmacher. Beim gewünschten Wiederaufnahmeziel deutete Jens Schoof an, dass die Punktspiele im Falle einer Unterbrechung starten würden, sobald die 2G-Regelung wieder zuträfe – vorausgesetzt, die dann gültigen Corona-Verordnungen ließen die Ausübung des Handballsports zu. „Wir müssen zu sportlichen Auf- und Absteigern kommen“, betont er. „Notfalls müssen wir den Joker ziehen und bis zum 30. Juni spielen.“ Angestrebt wird mindestens die Austragung einer Halbserie, dabei könnte sich der Weitblick des Verbandes vor der Saison als sehr hilfreich erweisen: „Uns kommt entgegen, dass wir die Ligen frühzeitig verkleinert haben“, sagt Jens Schoof.
Im Jugendspielbetrieb (bei den unter 18-Jährigen), der nach dem aktuellen Stand der Corona-Verordnung nicht von der Verschärfung berührt wäre, hat der HVN mit den betroffenen höherklassigen Vereinen (Oberliga bis Landesliga) am 1. Dezember eine Videokonferenz abgehalten, um sich ein Stimmungsbild einzuholen. Auf Regionsebene im HVN und im BHV, im BHV also von der Bremenliga an abwärts, pausiert der Spielbetrieb bei den Männern, Frauen und der Jugend seit Montag bis zum 31. Januar 2022.
Geschrieben von Olaf Kowalzik, veröffentlicht im Weser Kurier am 02.12.2021.